Typisch Volkshochschule
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Typisch Volkshochschule
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/arme-akademiker-frau-lehrerin-hat-ein-loch-im-schuh-a-774265.htmlSpiegel Online, 18.07.2011
Arme Akademiker Frau Lehrerin hat ein Loch im Schuh!
Bildung zahlt sich nicht aus: Obwohl sie jahrelang studiert haben, verdienen Dozenten an Sprachinstituten und Volkshochschulen oft weniger als Hilfskräfte auf dem Bau. Viele arbeiten nah am Sozialbetrug. Schuld sind die magere staatliche Förderung, das Rentenversicherungsgesetz - und die Liebe zum Job.
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"Etwa vier von fünf Dozenten ignorieren die Rentenversicherung einfach", schätzt Inge Görlich von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). Das gelte für Volkshochschullehrer genauso wie für Honorarkräfte, die Hartz-IV-Empfänger weiterbilden und dabei nicht selten selbst auf Sozialhilfeniveau leben. Sie alle müssen mit dem Gefühl zurechtkommen, etwas Illegales zu tun und mit dem Risiko, dass die Rentenversicherung ihnen auf die Schliche kommt und Nachzahlungen fordert.
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Das vom BAMF empfohlene Mindesthonorar sei "eine Frechheit", findet Ulrich Bausch, Leiter der Reutlinger Volkshochschule. "Ich finde es unerträglich, Menschen mit Hochschulabschluss 15 Euro pro Stunde zu zahlen. Das ist ein Ausdruck von Geringschätzung." Er selbst zahle seinen Dozenten ein deutlich höheres Honorar, könne so aber nicht alle Verwaltungskosten decken.
Scheinselbstständig im Auftrag der Bundesregierung
Frankfurter Rundschau, 09.03.2011
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht daher in ihrem „Schwarzbuch Weiterbildung“ von „Scheinselbstständigkeit im Regierungsauftrag“ – und die bleibt nicht ohne Konsequenzen. „Die schlechten Bedingungen führen zu einer hohen Fluktuation. Viele Kollegen sehen die Integrationskurse als vorübergehende Aufgabe, aus der sie sich möglichst schnell wieder verabschieden wollen“, klagt Miriam Herrmann von der „Aktion Butterbrot“, die für die Rechte der Dozenten kämpft.
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Sind also die Anbieter schuld an den schlechten Konditionen? „Das sind sie nicht“, sagt Amadeus Hempel vom Fachverband für Deutsch als Fremdsprache. „Sprachschulen und Dozenten sitzen im selben Boot.“ Viele Kursanbieter geraten nach Hempels Beobachtung selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten, weil die Politik kaum Rücksicht auf unternehmerische Interessen nehme: „Es wird dauernd an finanziellen Stellschrauben gedreht. Das verhindert jede Sicherheit.“
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Die GEW fordert daher ein garantiertes Mindesthonorar von 30 Euro. Gleichzeitig soll die Finanzierung der Kurse so gestaltet werden, dass die Träger dieses Honorar auch tatsächlich zahlen können. „Langfristig müssen wir weg von der Scheinselbstständigkeit hin zu einem abgesicherten Verhältnis mit einem Verdienst analog zum Branchentarifvertrag“, sagt Arnfried Gläser.
http://www.fr-online.de/wissenschaft/integration-scheinselbststaendig-im-auftrag-der-bundesregierung,1472788,7941024.html
Hallo, mir ist etwas Ähnliches passiert, und zwar habe ich meinen Chef (einer VHS) auf unsere prekären Beschäftigungsverhältnisse aufmerksam gemacht, worauf er ziemlich säuerlich und verständnislos reagierte. Er ließ meiner Argumentation keinen Spielraum, tat sie als unqualifiziert ab. Ich würde hier schließlich nicht zum Arbeiten gezwungen werden, wenn es mir nicht passe, könne ich ja woanders anfragen (das Übliche, was man von den Chefs in unserer Branche gesagt bekommt). Es war offensichtlich, dass ich seit diesem Zeitpunkt ein Dorn in dessen Auge war. Als ich einen Film zeigte (der übrigens die Goldene Palme bekam und im Goethe Institut gezeigt wird) wurde dieser von der Frau (!) eines Teinlnehmers falsch verstanden. Dieser Teilnehmer war ein Selbstzahler und somit für die VHS interessanter als diejenigen, die vom Bundesamt bezahlt werden, hinzu kamen noch andere Wechsel der Teilnehmer, was mit meinem Unterricht jedoch nichts zu tun hatte (ich habe aus Interesse die TN selbst befragt, außerdem war dies der erste und einzige derartige Fall meiner bisherigen Zeit als Dozentin und das sind inzwischen 15 Jahre).
Also weiter: Dieser Mensch hat eben die vormals geschilderten Ereignisse zum Anlass für eine Kündigung genommen. Zack, das war's. Eine unbequeme Kraft (ich war nie krank und hatte ein gutes Verhältnis zu meinen TN) wird einfach mal so vor die Tür gesetzt! Als ich das bei der Landesstelle für politische Bildung erzählt habe, erntete ich nur (verständlicherweise) Kopfschütteln. Gut, aber davon kann ich keine Rechnungen bezahlen. Solange an den Volkshoschschulen und anderswo derart elitäre Denkstrukturen vertreten werden, muss man sich nicht wundern, dass wir nach so vielen Jahren des Kampfes für eine ordentliche Bezahlung und Beschäftigung noch immer fast nichts dergleichen erreicht haben. Denn der nächste Dozent steht schon auf der Matte und übernimmt die Arbeit der Unbequemen!
Ein frohes und gesundes und kämpferisches Jahr 2014! Wenn es euch nicht gäbe, wäre alles noch trister!!! Danke für eure wertvolle Arbeit.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/800423.armutsfalle-volkshochschule.html
Von Robert D. Meyer
06.10.2012
Berlin / Brandenburg
Armutsfalle Volkshochschule
Ver.di und GEW kritisieren prekäre Beschäftigung von Integrationslehrern
Wie viel kann den politisch Verantwortlichen am Reizthema Integration tatsächlich liegen, wenn sie sich seit Jahren beharrlich weigern, jenen Betroffenen ein existenzsicherndes Einkommen zu zahlen, welche tagtäglich damit zu tun haben? Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) weisen, anlässlich des gestrigen Weltlehrertages, auf die prekäre Situation von Honorardozenten an den Berliner Volkshochschulen (VHS) und bei anderen Anbietern hin.
Besonders Sprachdozenten, die in Integrationskursen Deutsch für Zuwanderer unterrichten, werden laut Gewerkschaften häufig als »unterbezahlte Tagelöhner« beschäftigt. Trotz akademischer Ausbildung und Vollzeitarbeit bleibt vielen Dozenten am Monatsende nur ein Honorar zwischen 800 und 1300 Euro. Lehrkräfte für Integrationskurse verdienen damit im Vergleich zu festangestellten Berufsschullehrern weniger als die Hälfte. Finanziert werden die Sprach- und Integrationskurse, je nach Anbieter, entweder vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge oder von den Bezirksämtern.
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