Newsletter März 2015
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Newsletter März 2015
07.04.2015
an:
- 650 Lehrkräfte in Integrationskursen
- weitere Interessierte
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben uns vorgenommen, nun regelmäßig einen Überblick über Pressemitteilungen und interessante Artikel über die prekäre Bildungsarbeit in Deutschland zu veröffentlichen. Dazu gehören die Integrationskurse, die Lehrbeauftragten an den Unis und die Weiterbildungsmaßnahmen für arme Hartz IV-EmpfängerInnen. Außerdem gehören dazu Schulen, die über Monate nicht in der Lage sind, Kindern von Flüchtlingen einen adäquaten Schulunterricht anzubieten, sowie Schulen, bei denen es durchs Dach regnet.
Die öffentlich geförderte Bildung ist in einem Mitleid erregenden Zustand. Es betrifft nicht nur die Integrationskurse. Außerdem wollen wir das Bundesbildungsministerium unter die Lupe nehmen. Obwohl Bildung Ländersache ist verschwendet dieses Ministerium erhebliche Summen, die man sinnvoller nutzen könnte. Schließlich wollen wir von nun an regelmäßig die Kommentare und Meinungen von LehrerInnen in Integrationskursen sammeln und sie in unserem Newsletter anonym verbreiten. Es bringt nichts, wenn nur wir vier diese Mails lesen. Wenn ihr also Meinungen, Anregungen, Fragen zum Thema Integrationskurse loswerden wollt, dann schreibt uns eine Mail und wir kopieren euren Text (anonym) in den nächsten Newsletter.
Herzlichen Dank für Roswithas Beitrag, den wir mit ihrer Zustimmung mit Namen veröffentlichen dürfen.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen. Falls ihr gute Artikel findet, schickt sie uns bitte zu.
Beste Grüße
Georg Stephan Marion Aglaja
PS: bitte beachtet Aglajas hervorragenden neuen Blog.
1. Integrationskurse
Ver.di über Integrationskurse: "Der Staat setzt auf Scheinselbstständige"
"Würden sich meine Honorare an SchullehrerInnen orientieren, erhielte ich pro Unterrichtsstunde etwa 70 Euro. Damit ließen sich die Rente finanzieren, und Rücklagen für Urlaub, Krankheit, Arbeitslosigkeit bilden. Ich bekomme 20 Euro, umgerechnet nicht einmal Mindestlohn."
http://www.netzwerk-weiterbildung.info/upload/m550c150c7e019_verweis1.pdf (S. 6)
=> => => Petition "Zuwanderung und Integration: Ohne uns geht's nicht"
"Die fehlende soziale Absicherung ist das größste Manko dieser eigentlich erfüllenden Lehrtätigkeit. Die meisten Kollegen-und Kolleginnen üben die Tätigkeit inzwischen hauptberuflich aus, engagieren sich dabei auch persönlich als Sozialarbeiter und sind aber selbst überhaupt nicht gegen Armut bei Krankheit oder im Alter abgesichert. Wir sollten ein festes Angestelltenverhältnis bekommen und uns nicht von Vertrag zu Vertrag als Scheinselbstständige hangeln müssen."
https://www.openpetition.de/petition/kommentare/zuwanderung-und-integration-ohne-uns-gehts-nicht
Focus Online: Nachfrage nach Integrationskursen wächst
"Wegen der wachsenden Nachfrage nach Integrationskursen hält der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) auch geringere fachliche Anforderungen an die Lehrer für denkbar.
(...) Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg sucht verstärkt nach Dozenten. „Der Markt ist leergefegt, das hat sich im letzten Jahr zugespitzt“, sagte Sabine Zolper, Leiterin der VHS Laupheim."
http://www.focus.de/regional/baden-wuerttemberg/migration-praesident-des-bundesamts-fuer-migration-besucht-integrationskurs_id_4532555.html
Sprachkurse für Flüchtlinge: Ohne Ehrenamt wären Deutschkurse kaum möglich
"Besonders heikel ist es laut Pro Asyl für Jugendliche zwischen 15 bis 18 Jahren, für die in manchen Bundesländern keine Schulpflicht mehr gilt. In Bayern werde diese Gruppe in die Berufsschulen integriert, auch wenn sie keinen Ausbildungsplatz haben, hebt Pro Asyl positiv hervor. Doch die Kapazitäten reichten bei weitem nicht aus."
http://www.migazin.de/2015/03/20/sprachkurse-fluechtlinge-nach100-deutschstunden-feierabend/
Integrationskurse für Frauen seit 2012 um über 50% gekürzt
"Die große Koalition hat die Mittel gekürzt, es gibt 2015 gerade einmal 600 000 Euro, das ist nur ein Drittel dessen, was vor zwei Jahren für die Kurse investiert wurde. Die Folgen lassen sich gut in Zahlen fassen: Es gibt immer weniger Kurse, 2012 waren es noch fast 2100, im vergangenen Jahr nur noch 975."
http://www.sueddeutsche.de/bildung/integrationskurse-fuer-migranten-lernen-schwer-gemacht-1.2368857
2. Hartz IV:
Süddeutsche Zeitung: "Wir statten Arbeitgeber mit billigem Menschenmaterial aus"
Ein Arbeitsvermittler aus einem Berliner Jobcenter gewährt subjektive Einblicke in das System Hartz IV.
"Bei den Akademikern ist nicht das zu hohe Anspruchsdenken das Problem. Im Gegenteil: Ich muss oft das gar nicht mehr vorhandene Anspruchsdenken überhaupt erst wecken."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543
„Team Wallraff“: Hartz IV: Weiterbildung Lama führen
"Einige Hartz IV-Bezieher müssten mehrere Monate warten, bis ihre Anträge bearbeitet sind und Geld ausgezahlt wird. Grundsätzlich wollten die meisten Arbeitsvermittler aber helfen, so Misler. Vielen hätten jedoch nach Jahren resigniert. Zudem seien viele Jobcenter-Mitarbeiter selbst von Arbeitslosigkeit bedroht, da viele Stellen auf befristeten Arbeitsverträgen beruhten. Das erzeuge viel Frust und Wut bei den Mitarbeitern."
http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-weiterbildung-lama-fuehren-90016481.php
Kathrin Hartmann über den Hass gegen Arme:
"Man darf aber auch nicht vergessen, dass dieser Hass gegen Arme politisch gewünscht ist: Die Einführung von Hartz IV ist ja von einer Hetzkampagne begleitet worden. Der ehemalige Bundeskanzler und sogenannte Sozialdemokrat Gerhard Schröder sagte: „Es gibt kein Recht auf Fauhlheit in unserer Gesellschaft“. Eine unglaubliche Diffamierung und Kriminalisierung, mit der er die Bürger_innen gegeneinander aufgehetzt hat. Denn nur mit den beiden gegensätzlichen Begriffen „Leistungsgerechtigkeit“ und „Sozialschmarotzertum“ lässt sich die obszöne Kluft zwischen Arm und Reich rechtfertigen."
http://veganlife.at/reiche-laender/
Master mit 1,6 - Leben mit Hartz IV
"Ich habe in einem Alter mein Studium abgeschlossen, in dem andere nicht wissen, was sie überhaupt studieren sollen. In dem wieder andere schon die Hände von Mamis Vorgesetzten geschüttelt haben oder mit wichtigen Leuten Kaffee trinken gehen, weil sie schon als Kinder auf deren Schoß gesessen haben. Ich bin kein Akademikerkind und so fehlt mir das Wichtigste, um erfolgreich zu sein: gute Beziehungen.
Der Gedanke, dass wir alles schaffen können, wenn wir uns nur anstrengen, ist ein neokapitalistisches Märchen. Er blendet aus, dass Menschen unterschiedliche Startpositionen haben und welche Diskriminierungsstrukturen es gibt."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/die-recherche-zu-arbeit-master-mit-leben-mit-hartz-iv-1.2365940
Prekariat unterrichtet Prekariat. Schlechte Schüler landen oft in "Bildungsmaßnahmen".
"Es ist so zermürbend", sagt Marcus Bender. Da hat man ein Pädagogik-Diplom, ist zudem Energieelektroniker und noch Fachausbilder für den Sanitätsdienst, arbeitet 39 Stunden die Woche mit jungen Leuten, die kaum die einfachsten Wörter kennen, und dann verdient man weniger als am Bau."
http://www.sueddeutsche.de/bildung/-euro-lehrer-in-der-berufsvorbereitung-prekariat-unterrichtet-prekariat-1.2186578
3. Schulen und Lehrerstreik:
Kein Schulunterricht für ausländische Kinder in Köln:
"Laut der UN-Kinderrechtskonvention haben alle Kinder das Recht auf Schulunterricht, auch Kinder von Flüchtlingen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Ein Gespräch mit Enis, Zejnebe und dem Vater. Sie warten schon seit Monaten auf einen Schulplatz."
http://www.migazin.de/2015/03/30/in-der-schule-koennte-ich-freunde-finden/
Schulministerium NRW:
"500.000 Euro für die Sprachförderung von Flüchtlingen"
http://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Presse/Pressemitteilungen/2015_-16_-Legislaturperiode/PM20150316/index.html
Schulministerium NRW:
"Mit einem Ausgabenvolumen von 15,86 Milliarden Euro ist der Einzelplan 05 der größte Einzeletat des Landes."
http://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Presse/Pressemitteilungen/2014_-16_-Legislaturperiode/PM20140924/index.html
Schlecht bezahlte GrundschullehrerInnen in Sachsen:
"Schauen Sie mal, was eine Grundschullehrerin in Vollzeit bekommt. Viele haben dort die E9 (Monats-Brutto: 2484.57 €, Netto bleiben: 1578.65 €) und die E10 (Monats-Brutto: 2809.29 €, Netto bleiben:1740.19 €), wenige die E11 (Monats-Brutto: 2917.52 €, Netto bleiben: 1792.97 €) -> nachzulesen im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder 2014 unter der entsprechenden Entgeldgruppe in der Stufe 1 im Bereich Tarifgebiet Ost."
http://www.lvz-online.de/leipzig/bildung/streik-in-leipzig-warum-die-lehrer-in-sachsen-sachsen-anhalt-und-thueringen-so-sauer-sind/r-bildung-a-280319.html
Lehrerstreik:
"Jeder der den #Lehrerstreik kritisiert sollte sich fragen, ob der unter den derzeitigen Bedingungen selber Lehrer werden wollte."
http://www.gew.de/Riesige_Aufmerksamkeit_fuer_Lehrerstreik.html
Wie kaputt sind Deutschlands Schulen?
"Vielleicht ist die Schulmisere in der Stadt, die sich rühmt, "arm aber sexy" zu sein, besonders schlimm. Vielleicht herrscht dort eine einzigartige Mischung aus Ignoranz und Inkompetenz. Vielleicht ist sie aber auch typisch für ein Land, in dem die Bürger immer älter werden und Kinder bei Wahlen keine Stimme haben. Für ein Land, das im Jahr 2015 zwar schwarze Zahlen schreibt, dessen Politiker mit dem Geld aber lieber Renten erhöhen und über Steuersenkungen diskutieren, als sich um die Schulen zu kümmern. Obwohl alle wissen, dass Deutschlands Zukunft von der Bildung des Nachwuchses abhängt. Andere Rohstoffe existierten hierzulande schließlich kaum."
http://www.zeit.de/2015/12/schulen-gebaeude-zustand-fragebogen/seite-2
4. Lehrbeauftragte an den Unis:
Bessere Bedingungen für die Lehrbeauftragten an der FU Berlin:
"Konkret wurde es nur für die Lehrbeauftragten am Sprachenzentrum. Ihnen wurde am 23. September 2014 mitgeteilt, dass die Universitätsleitung einer schrittweisen Erhöhung der Lehrauftragsentgelte für das Sprachenzentrum zugestimmt hat: Von den aktuellen 25 € pro Unterrichtseinheit zum 1. April 2015 auf 26 €, ein Jahr später auf 27 € und zum 1. April 2017 auf 28 €."
https://fubeschlusslb.wordpress.com/
Lehrbeauftragte: Kempen: "Vergütung unter gesetzlichem Mindestlohn"
"Die miserable Honorierung von Lehraufträgen ist inakzeptabel", so Kempen. "Eine schrittweise Erhöhung der Lehrauftragsvergütung auf mindestens 60 Euro pro Lehrveranstaltungsstunde ist daher dringend geboten."
http://bildungsklick.de/pm/93468/kempen-verguetung-unter-gesetzlichem-mindestlohn/
Prekäre Arbeitsverhältnisse und kurze Beschäftigungszeiten an Unis nehmen zu. Die große Koalition will diesen Trend per Gesetz brechen.
"Die Änderung des Gesetzes sei "ein wichtiger Baustein" gegen prekäre Verhältnisse an den Unis, betonte die SPD-Wissenschaftsexpertin. Sie beobachte allerdings weiterhin, dass die Hochschulen am bisherigen Zustand mit Blick auf ihre "Flexibilität" festhalten wollten."
http://www.zeit.de/studium/hochschule/2015-03/universitaet-spd-gesetz-arbeitsbedingungen-hochschule-karriere
Prekariat mit Doktorgrad: Promovenden und Postdocs rebellieren gegen schlechte Bezahlung und Kurzzeitverträge. Die Politik bewegt sich.
Andreas Keller von der GEW sieht Bildungsministerin Wanka gefordert. "Bis zum Sommer muss vom Bund etwas kommen. Ansonsten ziehen wir alle Register: bundesweite Demonstrationen, Streiks. Die Chance, dass sich etwas ändert, war noch nie so groß wie jetzt."
http://www.zeit.de/2015/06/wissenschaftler-petition-arbeitsbedingungen
Tagesspiegel: "Von öffentlichen Arbeitgebern ins Abseits gedrängt"
"Verträge für nur ein Semester, kein Urlaubsanspruch, kein Mutterschutz, keine Krankenversicherung, Honorare, die nicht an die Tarifentwicklung angepasst sind: Hier werde eine Gruppe von hoch motivierten und qualifizierten Arbeitnehmern von öffentlichen Arbeitgebern ins Abseits gedrängt, sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Von den prekären Beschäftigungsverhältnissen seien bundesweit 85 000 Lehrbeauftragte betroffen. Für diejenigen, die dauerhaft Lehr- und Prüfungsaufgaben übernehmen, fordern Gewerkschaften und Vereinigungen jetzt feste sozialversicherungspflichtige Stellen."
http://www.tagesspiegel.de/wissen/aktionswoche-der-lehrbeauftragten-lehrauftraege-sind-prekaer/10912062.html
5. Bildung auf Bundesebene:
Bundesbildungsministerium:
"Bundesbildungsministerium verschwendet 12.000 Studienplätze für Marketing und Beratungshonorare"
https://www.astafu.de/content/bundesbildungsministerium-verschwendet-12000-studienpl%C3%A4tze-f%C3%BCr-marketing-und-beratungshonora
6. Kommentare von Lehrkräften:
Betreff: Sendung "Der ungerechte Lohn" vom 22.3.15
Sehr geehrter Herr Jauch, sehr geehrte Redaktion,
folgende Aussage der Bundesministerin Schwesig/SPD ist aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen als ehemalige IntV*-Integrationskurs-Lehrkraft, deren aktiven Kolleg_innen (85% davon Frauen, bundesweit insgesamt ca. 17.000 Lehrkräfte) für Deutsch als Zweitsprache sich alle noch per Bundesregierung "im Mittelalter" befinden, unglaubwürdig:
Web.de 23.3.15: Schwesig/SPD bei Günther Jauch „(...) "Die deutsche Arbeitswelt ist nicht im 21. Jahrhundert, sondern im Mittelalter", findet dagegen Schwesig. Die Probleme seien seit Jahren bekannt. "Alles bleibt starr", schimpft die Familienministerin. "Länger zugucken bei so viel Ungerechtigkeit – das geht nicht."
Aufgrund dieser "starren Ungerechtigkeit" - scheinselbstständig und sittenwidrig unterbezahlt im Auftrag der Bundesregierung - klage ich seit Juli 2007 (!), mit höchst interessanten Einblicken in unser Rechtssystem.
Die IntV*-Integrationskurse sind per Zuwanderungsgesetz aus 2004 ein Produkt der damaligen Bundesregierung von SPD und Grünen.
In Vollzeit (45 Jahresarbeitswochen, s. Anhang S. 2) bei 20 € Honorar je Unterrichtseinheit/UE, verdient eine IntV-Integrationslehrkraft zzt. pro Monat maximal 990,85 € netto/Single. Das ist so viel wie ein Maurerlehrling im letzten Ausbildungsjahr erhält (BIBB). Die IntV*-Lehrkraft wiederum muss ein abgeschlossenes Studium sowie Berufserfahrung nachweisen. Weiterhin an selbst zu bezahlenden BAMF**-Zusatzqualifikationen in ihrer Freizeit teilnehmen. Siehe BAMF-Portal.
Zu Beginn der IntV*-Integrationskurse (01.01.2005) setzte das BAMF das Mindesthonorar der Lehrkräfte, das von den Trägern 1 Jahr unterschritten werden darf, auf 15 €/UE fest!
Die IntV*-Lehrkraft unterrichtet den gleichen Lehrstoff wie eine Lehrkraft an allgemeinbildenden Schulen im Fach Englisch, Mittlerer Schulabschluss (Fachoberschulreife). Vgl. Bildungsportal NRW Fach Englisch. Allerdings nicht in 5 Schuljahren, sondern in 600 UE, Beispiel 20. Februar - 27. November innerhalb eines Jahres bei landesüblichen Ferien. Die Lerninhalte des IntV*-Orientierungskurses, 2005 - 2008 insgesamt 30 UE , dann 45 UE, derzeit 60 UE entsprechen dem Fach Gesellschaftslehre/Hauptschule, hier 5 Schuljahre (vgl. Bildungsportal NRW)!
Dieser Vergleich mit dem Lernstoff allgemeinbildender Schulen zeigt, unter welch enormen Leistungsdruck IntV*-Lehrkräfte und Teilnehmer_innen stehen. Die IntV*-Lehrkräfte sittenwidrig unterbezahlt, ohne jede soziale Absicherung, mit garantierter Altersarmut.
Mit freundlichen Grüßen
Roswitha Haala
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Hallo, ich unterrichte DaZ in Integrationskursen (VHS). Vor einer Woche kam der hiesige Regionalbeauftragte zu einer DTZ-Prüfung und hat sich nach der Kontrolle des schriftlichen Teils der Prüfung in das Prüfungszimmer für die mündliche Prüfung gesetzt und so rund eine Stunde als Beisitzer das Prüferverhalten der beiden DTZ-Prüfer geprüft. Ich fand diese Situation schon ziemlich merkwürdig. Ist euch das auch schon passiert?
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Liebe Kollegen,
seit 3 Monaten arbeite ich bei einem privaten IK-Träger als freiberufliche DaZ-Lehrkraft. Ich habe auch einen Honorar-Vertrag. Zu den Aufgaben gehören die Lehrtätigkeit, die Vorbereitungen und Korrekturen. D.h. ich bekomme meine 20€ pro UE, unabhängig davon, wie viel und wie lange ich mich vorbereite u.s.w. Ist ja überall so.
Ich habe auch eine "Betreuungslehrerin" bekommen, die mich fast täglich kontrolliert bzw. mir erzählt, wie ich was unterrichten soll. D.h. wir sprechen fast täglich zwischen 15 - 30 Min..
1 x Woche haben wir 30 Min. lang eine Lehrerkonferenz, so eine Art Informationsaustausch.
Nach dem Unterricht muss ich das Klassenzimmer in Ordnung bringen, d.h. Tische und Stühle richten und Radiergummi-Krümmeln wegwischen.
Jede Woche haben die Schüler dieser Schule einen 4-seitigen Test nach dem vergangenen Stoff zu schreiben, den ich natürlich korrigiere.
Und es wird erwartet, dass ich als LK meinen eigenen Zusatzmaterial (z.B. Übungen, Tests, Grammatik-Blätter) entwerfe und den anderen Kollegen zur Verfügung stelle. Steht sogar im Vertrag.
Ich habe das alles als Regel akzeptiert und mitgemacht, bis es vorkurzem kam, dass ich an einem 2,5 stündigen Work-Shop teilnehmen muss, ich betone das "MUSS", in dem mir ein erfahrenerer Kollege erzählt, wie man in dieser Schule unterrichten soll. Vorher wird er bei mir hospitieren.
Mir passt der Termin nicht. Und die Kollegen sagen, dass ich muss. Wie findet ihr das?
Abgesehen davon, dass ich für diese 2,5 Std. kein Geld bekomme, muss ich meinen anderen Termin (Privatunterricht), das mir Geld bringt, absagen.
Habt ihr da Erfahrung / Vorschläge? Ich wollte mich zuerst erkundigen, bevor ich meinem Auftraggeber Grenzen setze.
Freue mich auf eure Antworten!
Grüße
Quelle: Forum Deutsch als Fremdsprache. Thread "Rechte und Pflichten einer Honorar-Lehrkraft" vom 17.03.2015
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- 650 Lehrkräfte in Integrationskursen
- weitere Interessierte
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben uns vorgenommen, nun regelmäßig einen Überblick über Pressemitteilungen und interessante Artikel über die prekäre Bildungsarbeit in Deutschland zu veröffentlichen. Dazu gehören die Integrationskurse, die Lehrbeauftragten an den Unis und die Weiterbildungsmaßnahmen für arme Hartz IV-EmpfängerInnen. Außerdem gehören dazu Schulen, die über Monate nicht in der Lage sind, Kindern von Flüchtlingen einen adäquaten Schulunterricht anzubieten, sowie Schulen, bei denen es durchs Dach regnet.
Die öffentlich geförderte Bildung ist in einem Mitleid erregenden Zustand. Es betrifft nicht nur die Integrationskurse. Außerdem wollen wir das Bundesbildungsministerium unter die Lupe nehmen. Obwohl Bildung Ländersache ist verschwendet dieses Ministerium erhebliche Summen, die man sinnvoller nutzen könnte. Schließlich wollen wir von nun an regelmäßig die Kommentare und Meinungen von LehrerInnen in Integrationskursen sammeln und sie in unserem Newsletter anonym verbreiten. Es bringt nichts, wenn nur wir vier diese Mails lesen. Wenn ihr also Meinungen, Anregungen, Fragen zum Thema Integrationskurse loswerden wollt, dann schreibt uns eine Mail und wir kopieren euren Text (anonym) in den nächsten Newsletter.
Herzlichen Dank für Roswithas Beitrag, den wir mit ihrer Zustimmung mit Namen veröffentlichen dürfen.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen. Falls ihr gute Artikel findet, schickt sie uns bitte zu.
Beste Grüße
Georg Stephan Marion Aglaja
PS: bitte beachtet Aglajas hervorragenden neuen Blog.
1. Integrationskurse
Ver.di über Integrationskurse: "Der Staat setzt auf Scheinselbstständige"
"Würden sich meine Honorare an SchullehrerInnen orientieren, erhielte ich pro Unterrichtsstunde etwa 70 Euro. Damit ließen sich die Rente finanzieren, und Rücklagen für Urlaub, Krankheit, Arbeitslosigkeit bilden. Ich bekomme 20 Euro, umgerechnet nicht einmal Mindestlohn."
http://www.netzwerk-weiterbildung.info/upload/m550c150c7e019_verweis1.pdf (S. 6)
=> => => Petition "Zuwanderung und Integration: Ohne uns geht's nicht"
"Die fehlende soziale Absicherung ist das größste Manko dieser eigentlich erfüllenden Lehrtätigkeit. Die meisten Kollegen-und Kolleginnen üben die Tätigkeit inzwischen hauptberuflich aus, engagieren sich dabei auch persönlich als Sozialarbeiter und sind aber selbst überhaupt nicht gegen Armut bei Krankheit oder im Alter abgesichert. Wir sollten ein festes Angestelltenverhältnis bekommen und uns nicht von Vertrag zu Vertrag als Scheinselbstständige hangeln müssen."
https://www.openpetition.de/petition/kommentare/zuwanderung-und-integration-ohne-uns-gehts-nicht
Focus Online: Nachfrage nach Integrationskursen wächst
"Wegen der wachsenden Nachfrage nach Integrationskursen hält der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) auch geringere fachliche Anforderungen an die Lehrer für denkbar.
(...) Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg sucht verstärkt nach Dozenten. „Der Markt ist leergefegt, das hat sich im letzten Jahr zugespitzt“, sagte Sabine Zolper, Leiterin der VHS Laupheim."
http://www.focus.de/regional/baden-wuerttemberg/migration-praesident-des-bundesamts-fuer-migration-besucht-integrationskurs_id_4532555.html
Sprachkurse für Flüchtlinge: Ohne Ehrenamt wären Deutschkurse kaum möglich
"Besonders heikel ist es laut Pro Asyl für Jugendliche zwischen 15 bis 18 Jahren, für die in manchen Bundesländern keine Schulpflicht mehr gilt. In Bayern werde diese Gruppe in die Berufsschulen integriert, auch wenn sie keinen Ausbildungsplatz haben, hebt Pro Asyl positiv hervor. Doch die Kapazitäten reichten bei weitem nicht aus."
http://www.migazin.de/2015/03/20/sprachkurse-fluechtlinge-nach100-deutschstunden-feierabend/
Integrationskurse für Frauen seit 2012 um über 50% gekürzt
"Die große Koalition hat die Mittel gekürzt, es gibt 2015 gerade einmal 600 000 Euro, das ist nur ein Drittel dessen, was vor zwei Jahren für die Kurse investiert wurde. Die Folgen lassen sich gut in Zahlen fassen: Es gibt immer weniger Kurse, 2012 waren es noch fast 2100, im vergangenen Jahr nur noch 975."
http://www.sueddeutsche.de/bildung/integrationskurse-fuer-migranten-lernen-schwer-gemacht-1.2368857
2. Hartz IV:
Süddeutsche Zeitung: "Wir statten Arbeitgeber mit billigem Menschenmaterial aus"
Ein Arbeitsvermittler aus einem Berliner Jobcenter gewährt subjektive Einblicke in das System Hartz IV.
"Bei den Akademikern ist nicht das zu hohe Anspruchsdenken das Problem. Im Gegenteil: Ich muss oft das gar nicht mehr vorhandene Anspruchsdenken überhaupt erst wecken."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543
„Team Wallraff“: Hartz IV: Weiterbildung Lama führen
"Einige Hartz IV-Bezieher müssten mehrere Monate warten, bis ihre Anträge bearbeitet sind und Geld ausgezahlt wird. Grundsätzlich wollten die meisten Arbeitsvermittler aber helfen, so Misler. Vielen hätten jedoch nach Jahren resigniert. Zudem seien viele Jobcenter-Mitarbeiter selbst von Arbeitslosigkeit bedroht, da viele Stellen auf befristeten Arbeitsverträgen beruhten. Das erzeuge viel Frust und Wut bei den Mitarbeitern."
http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-weiterbildung-lama-fuehren-90016481.php
Kathrin Hartmann über den Hass gegen Arme:
"Man darf aber auch nicht vergessen, dass dieser Hass gegen Arme politisch gewünscht ist: Die Einführung von Hartz IV ist ja von einer Hetzkampagne begleitet worden. Der ehemalige Bundeskanzler und sogenannte Sozialdemokrat Gerhard Schröder sagte: „Es gibt kein Recht auf Fauhlheit in unserer Gesellschaft“. Eine unglaubliche Diffamierung und Kriminalisierung, mit der er die Bürger_innen gegeneinander aufgehetzt hat. Denn nur mit den beiden gegensätzlichen Begriffen „Leistungsgerechtigkeit“ und „Sozialschmarotzertum“ lässt sich die obszöne Kluft zwischen Arm und Reich rechtfertigen."
http://veganlife.at/reiche-laender/
Master mit 1,6 - Leben mit Hartz IV
"Ich habe in einem Alter mein Studium abgeschlossen, in dem andere nicht wissen, was sie überhaupt studieren sollen. In dem wieder andere schon die Hände von Mamis Vorgesetzten geschüttelt haben oder mit wichtigen Leuten Kaffee trinken gehen, weil sie schon als Kinder auf deren Schoß gesessen haben. Ich bin kein Akademikerkind und so fehlt mir das Wichtigste, um erfolgreich zu sein: gute Beziehungen.
Der Gedanke, dass wir alles schaffen können, wenn wir uns nur anstrengen, ist ein neokapitalistisches Märchen. Er blendet aus, dass Menschen unterschiedliche Startpositionen haben und welche Diskriminierungsstrukturen es gibt."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/die-recherche-zu-arbeit-master-mit-leben-mit-hartz-iv-1.2365940
Prekariat unterrichtet Prekariat. Schlechte Schüler landen oft in "Bildungsmaßnahmen".
"Es ist so zermürbend", sagt Marcus Bender. Da hat man ein Pädagogik-Diplom, ist zudem Energieelektroniker und noch Fachausbilder für den Sanitätsdienst, arbeitet 39 Stunden die Woche mit jungen Leuten, die kaum die einfachsten Wörter kennen, und dann verdient man weniger als am Bau."
http://www.sueddeutsche.de/bildung/-euro-lehrer-in-der-berufsvorbereitung-prekariat-unterrichtet-prekariat-1.2186578
3. Schulen und Lehrerstreik:
Kein Schulunterricht für ausländische Kinder in Köln:
"Laut der UN-Kinderrechtskonvention haben alle Kinder das Recht auf Schulunterricht, auch Kinder von Flüchtlingen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Ein Gespräch mit Enis, Zejnebe und dem Vater. Sie warten schon seit Monaten auf einen Schulplatz."
http://www.migazin.de/2015/03/30/in-der-schule-koennte-ich-freunde-finden/
Schulministerium NRW:
"500.000 Euro für die Sprachförderung von Flüchtlingen"
http://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Presse/Pressemitteilungen/2015_-16_-Legislaturperiode/PM20150316/index.html
Schulministerium NRW:
"Mit einem Ausgabenvolumen von 15,86 Milliarden Euro ist der Einzelplan 05 der größte Einzeletat des Landes."
http://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Presse/Pressemitteilungen/2014_-16_-Legislaturperiode/PM20140924/index.html
Schlecht bezahlte GrundschullehrerInnen in Sachsen:
"Schauen Sie mal, was eine Grundschullehrerin in Vollzeit bekommt. Viele haben dort die E9 (Monats-Brutto: 2484.57 €, Netto bleiben: 1578.65 €) und die E10 (Monats-Brutto: 2809.29 €, Netto bleiben:1740.19 €), wenige die E11 (Monats-Brutto: 2917.52 €, Netto bleiben: 1792.97 €) -> nachzulesen im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder 2014 unter der entsprechenden Entgeldgruppe in der Stufe 1 im Bereich Tarifgebiet Ost."
http://www.lvz-online.de/leipzig/bildung/streik-in-leipzig-warum-die-lehrer-in-sachsen-sachsen-anhalt-und-thueringen-so-sauer-sind/r-bildung-a-280319.html
Lehrerstreik:
"Jeder der den #Lehrerstreik kritisiert sollte sich fragen, ob der unter den derzeitigen Bedingungen selber Lehrer werden wollte."
http://www.gew.de/Riesige_Aufmerksamkeit_fuer_Lehrerstreik.html
Wie kaputt sind Deutschlands Schulen?
"Vielleicht ist die Schulmisere in der Stadt, die sich rühmt, "arm aber sexy" zu sein, besonders schlimm. Vielleicht herrscht dort eine einzigartige Mischung aus Ignoranz und Inkompetenz. Vielleicht ist sie aber auch typisch für ein Land, in dem die Bürger immer älter werden und Kinder bei Wahlen keine Stimme haben. Für ein Land, das im Jahr 2015 zwar schwarze Zahlen schreibt, dessen Politiker mit dem Geld aber lieber Renten erhöhen und über Steuersenkungen diskutieren, als sich um die Schulen zu kümmern. Obwohl alle wissen, dass Deutschlands Zukunft von der Bildung des Nachwuchses abhängt. Andere Rohstoffe existierten hierzulande schließlich kaum."
http://www.zeit.de/2015/12/schulen-gebaeude-zustand-fragebogen/seite-2
4. Lehrbeauftragte an den Unis:
Bessere Bedingungen für die Lehrbeauftragten an der FU Berlin:
"Konkret wurde es nur für die Lehrbeauftragten am Sprachenzentrum. Ihnen wurde am 23. September 2014 mitgeteilt, dass die Universitätsleitung einer schrittweisen Erhöhung der Lehrauftragsentgelte für das Sprachenzentrum zugestimmt hat: Von den aktuellen 25 € pro Unterrichtseinheit zum 1. April 2015 auf 26 €, ein Jahr später auf 27 € und zum 1. April 2017 auf 28 €."
https://fubeschlusslb.wordpress.com/
Lehrbeauftragte: Kempen: "Vergütung unter gesetzlichem Mindestlohn"
"Die miserable Honorierung von Lehraufträgen ist inakzeptabel", so Kempen. "Eine schrittweise Erhöhung der Lehrauftragsvergütung auf mindestens 60 Euro pro Lehrveranstaltungsstunde ist daher dringend geboten."
http://bildungsklick.de/pm/93468/kempen-verguetung-unter-gesetzlichem-mindestlohn/
Prekäre Arbeitsverhältnisse und kurze Beschäftigungszeiten an Unis nehmen zu. Die große Koalition will diesen Trend per Gesetz brechen.
"Die Änderung des Gesetzes sei "ein wichtiger Baustein" gegen prekäre Verhältnisse an den Unis, betonte die SPD-Wissenschaftsexpertin. Sie beobachte allerdings weiterhin, dass die Hochschulen am bisherigen Zustand mit Blick auf ihre "Flexibilität" festhalten wollten."
http://www.zeit.de/studium/hochschule/2015-03/universitaet-spd-gesetz-arbeitsbedingungen-hochschule-karriere
Prekariat mit Doktorgrad: Promovenden und Postdocs rebellieren gegen schlechte Bezahlung und Kurzzeitverträge. Die Politik bewegt sich.
Andreas Keller von der GEW sieht Bildungsministerin Wanka gefordert. "Bis zum Sommer muss vom Bund etwas kommen. Ansonsten ziehen wir alle Register: bundesweite Demonstrationen, Streiks. Die Chance, dass sich etwas ändert, war noch nie so groß wie jetzt."
http://www.zeit.de/2015/06/wissenschaftler-petition-arbeitsbedingungen
Tagesspiegel: "Von öffentlichen Arbeitgebern ins Abseits gedrängt"
"Verträge für nur ein Semester, kein Urlaubsanspruch, kein Mutterschutz, keine Krankenversicherung, Honorare, die nicht an die Tarifentwicklung angepasst sind: Hier werde eine Gruppe von hoch motivierten und qualifizierten Arbeitnehmern von öffentlichen Arbeitgebern ins Abseits gedrängt, sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Von den prekären Beschäftigungsverhältnissen seien bundesweit 85 000 Lehrbeauftragte betroffen. Für diejenigen, die dauerhaft Lehr- und Prüfungsaufgaben übernehmen, fordern Gewerkschaften und Vereinigungen jetzt feste sozialversicherungspflichtige Stellen."
http://www.tagesspiegel.de/wissen/aktionswoche-der-lehrbeauftragten-lehrauftraege-sind-prekaer/10912062.html
5. Bildung auf Bundesebene:
Bundesbildungsministerium:
"Bundesbildungsministerium verschwendet 12.000 Studienplätze für Marketing und Beratungshonorare"
https://www.astafu.de/content/bundesbildungsministerium-verschwendet-12000-studienpl%C3%A4tze-f%C3%BCr-marketing-und-beratungshonora
6. Kommentare von Lehrkräften:
Betreff: Sendung "Der ungerechte Lohn" vom 22.3.15
Sehr geehrter Herr Jauch, sehr geehrte Redaktion,
folgende Aussage der Bundesministerin Schwesig/SPD ist aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen als ehemalige IntV*-Integrationskurs-Lehrkraft, deren aktiven Kolleg_innen (85% davon Frauen, bundesweit insgesamt ca. 17.000 Lehrkräfte) für Deutsch als Zweitsprache sich alle noch per Bundesregierung "im Mittelalter" befinden, unglaubwürdig:
Web.de 23.3.15: Schwesig/SPD bei Günther Jauch „(...) "Die deutsche Arbeitswelt ist nicht im 21. Jahrhundert, sondern im Mittelalter", findet dagegen Schwesig. Die Probleme seien seit Jahren bekannt. "Alles bleibt starr", schimpft die Familienministerin. "Länger zugucken bei so viel Ungerechtigkeit – das geht nicht."
Aufgrund dieser "starren Ungerechtigkeit" - scheinselbstständig und sittenwidrig unterbezahlt im Auftrag der Bundesregierung - klage ich seit Juli 2007 (!), mit höchst interessanten Einblicken in unser Rechtssystem.
Die IntV*-Integrationskurse sind per Zuwanderungsgesetz aus 2004 ein Produkt der damaligen Bundesregierung von SPD und Grünen.
In Vollzeit (45 Jahresarbeitswochen, s. Anhang S. 2) bei 20 € Honorar je Unterrichtseinheit/UE, verdient eine IntV-Integrationslehrkraft zzt. pro Monat maximal 990,85 € netto/Single. Das ist so viel wie ein Maurerlehrling im letzten Ausbildungsjahr erhält (BIBB). Die IntV*-Lehrkraft wiederum muss ein abgeschlossenes Studium sowie Berufserfahrung nachweisen. Weiterhin an selbst zu bezahlenden BAMF**-Zusatzqualifikationen in ihrer Freizeit teilnehmen. Siehe BAMF-Portal.
Zu Beginn der IntV*-Integrationskurse (01.01.2005) setzte das BAMF das Mindesthonorar der Lehrkräfte, das von den Trägern 1 Jahr unterschritten werden darf, auf 15 €/UE fest!
Die IntV*-Lehrkraft unterrichtet den gleichen Lehrstoff wie eine Lehrkraft an allgemeinbildenden Schulen im Fach Englisch, Mittlerer Schulabschluss (Fachoberschulreife). Vgl. Bildungsportal NRW Fach Englisch. Allerdings nicht in 5 Schuljahren, sondern in 600 UE, Beispiel 20. Februar - 27. November innerhalb eines Jahres bei landesüblichen Ferien. Die Lerninhalte des IntV*-Orientierungskurses, 2005 - 2008 insgesamt 30 UE , dann 45 UE, derzeit 60 UE entsprechen dem Fach Gesellschaftslehre/Hauptschule, hier 5 Schuljahre (vgl. Bildungsportal NRW)!
Dieser Vergleich mit dem Lernstoff allgemeinbildender Schulen zeigt, unter welch enormen Leistungsdruck IntV*-Lehrkräfte und Teilnehmer_innen stehen. Die IntV*-Lehrkräfte sittenwidrig unterbezahlt, ohne jede soziale Absicherung, mit garantierter Altersarmut.
Mit freundlichen Grüßen
Roswitha Haala
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Hallo, ich unterrichte DaZ in Integrationskursen (VHS). Vor einer Woche kam der hiesige Regionalbeauftragte zu einer DTZ-Prüfung und hat sich nach der Kontrolle des schriftlichen Teils der Prüfung in das Prüfungszimmer für die mündliche Prüfung gesetzt und so rund eine Stunde als Beisitzer das Prüferverhalten der beiden DTZ-Prüfer geprüft. Ich fand diese Situation schon ziemlich merkwürdig. Ist euch das auch schon passiert?
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Liebe Kollegen,
seit 3 Monaten arbeite ich bei einem privaten IK-Träger als freiberufliche DaZ-Lehrkraft. Ich habe auch einen Honorar-Vertrag. Zu den Aufgaben gehören die Lehrtätigkeit, die Vorbereitungen und Korrekturen. D.h. ich bekomme meine 20€ pro UE, unabhängig davon, wie viel und wie lange ich mich vorbereite u.s.w. Ist ja überall so.
Ich habe auch eine "Betreuungslehrerin" bekommen, die mich fast täglich kontrolliert bzw. mir erzählt, wie ich was unterrichten soll. D.h. wir sprechen fast täglich zwischen 15 - 30 Min..
1 x Woche haben wir 30 Min. lang eine Lehrerkonferenz, so eine Art Informationsaustausch.
Nach dem Unterricht muss ich das Klassenzimmer in Ordnung bringen, d.h. Tische und Stühle richten und Radiergummi-Krümmeln wegwischen.
Jede Woche haben die Schüler dieser Schule einen 4-seitigen Test nach dem vergangenen Stoff zu schreiben, den ich natürlich korrigiere.
Und es wird erwartet, dass ich als LK meinen eigenen Zusatzmaterial (z.B. Übungen, Tests, Grammatik-Blätter) entwerfe und den anderen Kollegen zur Verfügung stelle. Steht sogar im Vertrag.
Ich habe das alles als Regel akzeptiert und mitgemacht, bis es vorkurzem kam, dass ich an einem 2,5 stündigen Work-Shop teilnehmen muss, ich betone das "MUSS", in dem mir ein erfahrenerer Kollege erzählt, wie man in dieser Schule unterrichten soll. Vorher wird er bei mir hospitieren.
Mir passt der Termin nicht. Und die Kollegen sagen, dass ich muss. Wie findet ihr das?
Abgesehen davon, dass ich für diese 2,5 Std. kein Geld bekomme, muss ich meinen anderen Termin (Privatunterricht), das mir Geld bringt, absagen.
Habt ihr da Erfahrung / Vorschläge? Ich wollte mich zuerst erkundigen, bevor ich meinem Auftraggeber Grenzen setze.
Freue mich auf eure Antworten!
Grüße
Quelle: Forum Deutsch als Fremdsprache. Thread "Rechte und Pflichten einer Honorar-Lehrkraft" vom 17.03.2015
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